Was meine ich, wenn ich davon spreche, dass wir lernen können, uns leichter zu bewegen?
Bewegung ist dann leicht, wenn uns alle Muskeln zur Verfügung stehen - volle Verfügbarkeit. Und wenn alle Muskeln ihren proportionalen Anteil zu einer Bewegung beitragen.
Im Laufe des Lebens schleichen sich Verspannungen ein. Viele Menschen haben einen steifen Nacken, Schmerzen im unteren Rücken, können sich nicht mehr problemlos Bücken, Einschränkungen in den Schulter- und Hüftgelenken, Karpaltunnelsyndrom und der Brustkorb bzw. die Rippen sind steif, was zu eingeschränkter Atmung und Sauerstoffaufnahme führt.
Wie kommt es dazu?
Jedes Mal wenn wir erschrecken oder Angst haben, ziehen sich die Muskeln zusammen. Das ist eine natürliche Schutzfunktion des Körpers. Vor allem die kleinen Muskeln zwischen den Rippen ziehen sich zusammen, um unsere Organe zu schützen. Wenn die Gefahr vorbei ist und der Schreck nachlässt, sollten die Muskeln eigentlich wieder los lassen. Je nachdem, wie häufig sich negative Ereignisse wiederholen oder wie langanhaltend sie sind, bleiben die Muskeln im Laufe unseres Lebens immer länger und häufiger angespannt bis diese Anspannung zu unserem neuen Normalzustand wird.
Niemand tut das bewusst oder mit Absicht.
Und deswegen ist es auch schwierig, sich einfach wieder zu entspannen, um den steifen Nacken und die Schmerzen wieder los zu werden.
Natürlich hat auch die Art, wie wir leben und was wir arbeiten einen grossen Einfluss. Wir sitzen zu viel, laufen zu wenig, essen zu viel etc. Ich denke, das brauche ich hier nicht mehr auszuführen. Das ist schon lange bekannt.
Befehl 0 oder 1
Um uns zu bewegen, brauchen wir unsere Muskeln. Diese können sich entweder anspannen oder nicht. Die Befehle dazu kommen von unserem Gehirn und unserem Nervensystem. Je optimaler diese Befehle gegeben und ausgeführt werden, desto leichter ist die Bewegung.
Schmerzen durch chronische Anspannung
Wenn nun viele unserer Muskeln chronisch angespannt sind, stehen sie uns nur noch in eingeschränkter Form zur Verfügung. Ein Muskel der schon ständig hält, bewegt sich nicht mehr.
Als Folge davon müssen die übrigen Muskeln Aufgaben übernehmen, für die sich nicht gemacht sind. Das führt zu (noch mehr) Schmerzen. Beispielsweise das Karpaltunnelsyndrom oder Schmerzen in den Händen bei Menschen, die Computerarbeit machen oder bei Klavierspielern: Im Optimalfall ist die Hand über den Arm mit der Schulter und dem Rücken verbunden. Das heisst, wenn wir unsere Hand und den Arm bewegen, macht auch der Rücken seinen Teil der Arbeit. Wenn nun der Brustkorb steif ist, kann der Rücken seinen Teil der Arbeit nicht mehr dazu beitragen. Wenn der Nacken steif ist, ist auch die Schulterbewegung eingeschränkt. Am Ende müssen die kleinen Muskeln der Hand Arbeit erledigen, die viel zu schwer für sie ist, was wiederum zu Schmerzen führt. Das „Problem“ kommt also nicht von der Hand sondern vom Rücken.
Was ist die Lösung?
In meinen NeuroMovement Lektionen lernen meine Schüler Schritt für Schritt, langsam und mit höchster Aufmerksamkeit, all die „Verspannungen“ los zu lassen. Wobei diese Ausdrucksweise nicht korrekt ist. Es ist das Gehirn, das den Befehl zum Halten gibt. Dieses muss umprogrammiert werden, um im Ruhezustand los zu lassen, damit das Halten wieder aktiv und willentlich geschehen kann. Es geht also weder um Dehnen noch um Mobilisierung. Es geht darum, dass wir lernen, uns wieder so zu bewegen, wie wir das als kleine Kinder konnten.
Gehirnplastizität
Dank der Plastizität unseres Gehirns ist dieses erneute Lernen von Bewegung in jedem Alter möglich.
Freiheit
Je mehr wir lernen, Muskeln, die nicht halten sollen, frei zu lassen, desto mehr Bewegungsfreiheit bekommen wir. Ausgehend vom Zentrum unseres Körpers werden Schritt für Schritt zuerst der Brustkorb und die Rippen beweglicher, die Atmung wird freier, wir haben mehr Sauerstoff, was sich auch positiv auf Schlaf und Gedächtnis auswirkt. Die Wirbelsäule wird beweglicher, wir können den Kopf wieder weiter in alle Richtungen drehen, wodurch wir wieder mehr sehen und auch weniger stolpern. Schulter und Hüftgelenke werden freier, wodurch wir die Arme und die Beine freier bewegen können. Und wir brauchen immer weniger Kraft für die ganz alltäglichen Bewegungen, wie Laufen, Stehen, Sitzen, Putzen, Kochen, Gartenarbeit etc. Das führt dazu, dass viel Kraft und Energie übrig bleibt für zusätzliche Bewegungen, die uns Spass machen - Wandern, Tanzen, Handwerken, Musizieren, etc.
Vitalität
Wenn also unser Alltag leichter wird, erleben wir eine ganz neue Vitalität und Lebensfreude. Wir bekommen die kindliche Freiheit und Unbekümmertheit zurück, tun zu können, was uns Freude bereitet.
Fülle
Leichte Bewegung bedeutet also weit mehr als dass wir uns „nur“ leicht bewegen könne. Es bedeutet, dass wir ein fröhliches, schmerzfreies und erfülltes Leben führen können.